Rehabilitation von Hexen

Ein Stadtvertreter in Badebusch (Mecklenburg-Vorpommern) sieht Parallelen zur aktuellen politischen Auseinandersetzung in Deutschland und will eine Zeichen für ein faires und couragiertes Miteinander setzen. Er fordert die Rehabilitierung der von der Inquisition verfolgten Menschen aus dem 16. und 17. Jahrhundert. Ist es zeitgemäß? Oder spinnt hier jemand?

„Ein Antrag, der nur auf den ersten Blick ungewöhnlich erscheint. Wir schieben die Vorgänge von damals oft der Unwissenheit der Menschen zu. Auch heute sind Auswüchse von Rassismus, von Vorurteilen gegenüber Ausländern und Flüchtlingen, die Ausgrenzung gesellschaftlicher Gruppen, Hetzkampagnen im Internet sichtbar. Es scheint mir, dass eine wachsende Anzahl von besorgten Pegida-, MV-Gida -Mitbürgern nicht viel weiter sind, als die Menschen von damals.“

So heißt es in einer Begründung gegenüber der NNN von heute.

Der Vergleich hinkt aber. Es geht doch bei den Anhängern von PEGIDA nicht um neidische Nachbarn und Erpressung von Geständnissen unter Folter bis hin zur Hinrichtung.

Die Hexenprobe (Stich von G. Franz, 1878)
Die Hexenprobe (Stich von G. Franz, 1878)

Ich weiß nicht, was dieser Vergleich soll. Will sich jemand wichtig machen?

Gewiss könnte eine Rehabilitierung wichtig sein. Ein Zeichen wird gefordert. Dies könnte durch den Vatikan geschehen. Sollen dann auch Schadenswiedergutmachungen gezahlt werden? An wen? Sind die nicht schon lange verjährt? Reicht nicht das Eingeständnis in eine moralische Schuld aus?

Weiteres zur Inquisition hier und Hexenverfolgung hier!

Ich glaube, hier versucht ein Stadtvertreter, das schreckliche Schicksal aus den letzten Jahrhunderten für seine eigene Propaganda zu nutzen, um andere an den Pranger zu stellen. Die Aufmerksamkeit hat er jedenfalls erregt. Auch bei mir, da ich den Ansatz gut, aber die Begründung unerträglich finde. Die Debatte beginnt um 19 Uhr am Montag den 14.12.2015. Vielleicht höre ich mir das mal an.

In Gadebusch wurden laut einem Auszug aus dem Hexenmuseum Penzlin 37 Menschen angeklagt, verurteilt und sogar hingerichtet.

Thomas Penneke

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