Der Hinrichtungsbus

Aus der Kategorie “Aus anderen Ländern” habe ich heute etwas schon Besonderes. Da hörte ich letztens von “Hinrichtungsbussen”, die in China unterwegs sein sollen. Dabei sollen diese wie gewöhnliche Krankenwagen aussehen. Diese gibt es wirklich. Worum handelt es sich da?

China vollstreckt weltweit mit Abstand die meisten Todesurteile. Die genaue Anzahl ist ein Staatsgeheimnis. Todesurteile sollen immer schnell nach der Verkündung vollstreckt werden. In den USA kann sich eine Hinrichtung 30 Jahre und noch länger ziehen. So ist es aber nicht in China.

Hierzu hilft ein “Hinrichtungsbus”.

Eigentlich gibt es mehrere. 2018 verkündete der chinesische Hersteller Jinguan aus Chongqing, dass er schon 10 dieser Busse ausgeliefert habe. Ein Hinrichtungsbus sieht aus, wie ein gewöhnliches Ambulanzfahrzeug. Das stimmt soweit. Im Inneren wird im Auftrag des Staates getötet, hingerichtet. Die Gerichte fordern sich den Bus an, um das Todesurteil schnell zu vollstrecken.

Was passiert im Inneren?

Der Hinrichtungsbus verfügt über ein Videosystem, welches die Hinrichtung aufzeichnet. Neben der Liege zur Exekution nehmen der Staatsanwalt der Richter Platz. Sie sind Zuschauer der Exekution. Für den Protokollführer steht zudem ein Computerarbeitsplatz im Bus zur Verfügung. Gegeben wird die Giftspritze, so wie es in anderen Ländern (z.B. USA) der Fall ist.

Von aussen sehen die Todesbusse aus wie Ambulanzen. (Bild: Jinguan)

Warum kein Genickschuss mehr?

In China wird niemand mehr erschossen. Früher wurden alle Todgeweihten per Genickschuss hingerichtet, manchmal mehrere in Stadionen zur Ansicht durch Publikum, und die Kugel wurde der Familie des Getöteten in Rechnung gestellt.

Die Todesspritze wurde in der Volksrepublik China im Jahr 1997 eingeführt. Seit dem Jahr 2008 dürfen Todesurteile in China nur noch mit der Giftspritze vollstreckt werden.

Die Hinrichtungsbusse haben einen weiteren, aus chinesischer Sicht «willkommenen» Nebeneffekt: Das medizinische Personal kann den Exekutierten direkt die Organe entnehmen. Diese in China gängige Praxis wird international heftig kritisiert. Die Regierung in Peking betont, die Organentnahme erfolge mit Zustimmung der Verurteilten und ihrer Familien.

Wofür wird in China die Todesstrafe verhangen?

Es folgt eine Aufzählung (entnommen der Seite: Forschung und Wissen):

  • Befehlsverweigerung
  • Benzindiebstahl
  • Bestechung
  • Brandstiftung
  • Desertation / Fahnenflucht
  • Drogenschmuggel
  • Entführung
  • Feigheit vor dem Feind
  • Gefängnisausbruch
  • Geldfälschung
  • Hochverrat
  • Korruption
  • Kreditkartenbetrug
  • Menschenhandel
  • Mord
  • Plünderung archäologischer Ruinen und Gräber
  • Sabotage militärischer Einrichtungen und Materialien
  • Sabotage öffentlicher Einrichtungen
  • Schulung krimineller Methoden
  • Schwere Fälle von Zerstörung von öffentlichem oder privatem Eigentum
  • Schwere Körperverletzung
  • Schwerer Raubüberfall
  • Spionage
  • Steuerbetrug
  • Steuerhinterziehung
  • Tötung besonders geschützter Tiere (z.B. Pandabären)
  • Umsturzversuch
  • Unterschlagung
  • Unzucht mit Minderjährigen
  • Vergewaltigung
  • Verkauf schädlicher Lebensmittel
  • Versicherungsbetrug
  • Veruntreuung
  • Waffenschmuggel
  • Zuhälterei

Das ist doch eine Menge! Wieviel Todesurteile mit den Bussen vollstreckt werden, ist nicht bekannt.

Thomas Penneke

Rechtsanwalt / Fachanwalt für Strafrecht

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