Prozess gegen Staatsanwalt G. – Drogen, Verrat und Verzögerung
Ein Strafprozess der Superlative: Ein Staatsanwalt steht in Hannover vor Gericht, weil er Ermittlungsergebnisse an eine Drogenbande verraten haben soll. Die Vorwürfe: 14 Fälle von Bestechlichkeit, Geheimnisverrat und Strafvereitelung im Amt.
Vertraulichkeit ist das Fundament staatsanwaltlicher Arbeit – doch genau die steht im Fokus eines aufsehenerregenden Strafprozesses vor dem Landgericht Hannover. Staatsanwalt Yashar G. soll mit einer Drogenbande kooperiert haben – gegen Geld. Der Prozess begann am 24. April 2025 – mit Verzögerung, aber unter höchsten Sicherheitsvorkehrungen.
Sachverhalt
Die Staatsanwaltschaft Hannover wirft Yashar G. in insgesamt 14 Fällen besonders schwere Bestechlichkeit, Verletzung von Dienstgeheimnissen sowie in zwei Fällen Strafvereitelung im Amt vor. Im Zentrum der Ermittlungen steht eine Drogenbande, die 2021 für den spektakulären Versuch der Einfuhr von 16 Tonnen Kokain über den Hamburger Hafen verantwortlich sein soll – der größte Drogenfund in der Geschichte Europas.
Der Plan scheiterte: Ermittler erhielten Hinweise und stellten die Ware sicher. Doch nach einer Großrazzia konnten zwölf mutmaßliche Täter nicht festgenommen werden – sie wurden offenbar gewarnt. Laut NDR-Recherchen deuten Chatnachrichten darauf hin, dass der heute angeklagte Staatsanwalt aus Hannover als Quelle diente.
Verfahrensstand und Sicherheitslage
Der Prozess startete am 24. April 2025 mit erheblichen Sicherheitsauflagen: keine Handys, Laptops oder Kameras im Saal, umfassende Kontrollen am Eingang. 20 Hauptverhandlungstage sind bis Mitte September angesetzt – ob das reicht, ist offen.
Yashar G. streitet alle Vorwürfe ab. Sein Verteidiger kündigte eine vollumfängliche Einlassung seines Mandanten an – voraussichtlich am zweiten Prozesstag.
Weitere Vorwürfe im Raum
Laut NDR geht die Staatsanwaltschaft davon aus, dass Yashar G. möglicherweise auch seinen drogenkriminell vorbelasteten Schwager sowie die Rockergruppe „Hells Angels“ mit Informationen versorgt haben könnte. Bisher ist die Anklage jedoch nicht erweitert worden. Auch diese Vorwürfe werden bestritten.
Meinung und Schluss
Wenn sich ein Staatsanwalt mit einer Drogenbande verstrickt, ist das nicht nur ein Rechtsbruch – es ist ein Erdbeben für das Vertrauen in die Justiz. Wer Ermittlungen sabotiert, hat im Staatsdienst nichts verloren. Noch ist Yashar G. nicht verurteilt. Aber schon jetzt zeigt dieser Fall, wie fragil die Grenze zwischen Macht und Missbrauch ist – selbst dort, wo Recht eigentlich zuhause sein sollte.