Liegenstreit in der Sauna eskaliert: 3.000 Euro Schmerzensgeld nach Schlägerei
Wer eigenmächtig eine mit Handtuch reservierte Liege freiräumt, riskiert nicht nur Ärger mit dem Hotel, sondern auch mit der Justiz – und einem Nasenbeinbruch. (LG Nürnberg-Fürth, Urteil vom 09.10.2024 – 10 O 2087/23).
Liege besetzen ist in deutschen Saunen ein Volkssport – doch wer sich diesem Ritual widersetzt, lebt gefährlich. In einem Luxushotel endete der Konflikt um zwei Handtücher mit einem Faustschlag, einer Operation und einem Urteil. Das Landgericht Nürnberg-Fürth hatte über Schmerzensgeld, Schuldanteile und Hotel-Etikette zu entscheiden – und setzte Maßstäbe für zukünftige Thermenkriege.
Sachverhalt
Ein Hotelgast reservierte im Saunabereich zwei Liegen mit Handtuch und Bademantel für sich und seine Partnerin. Ein anderer Gast ignorierte dies, entfernte die Sachen und legte sich hin. Als der ursprüngliche „Besetzer“ zurückkehrte, entwickelte sich ein Streitgespräch, das in körperlicher Gewalt eskalierte. Der Liegenräuber kassierte mindestens einen Faustschlag ins Gesicht – und einen Nasenbeinbruch. Die Folge: Krankenhausaufenthalt, OP, Kosten, Klage.
Entscheidung / Auswirkungen
Das Landgericht Nürnberg-Fürth stellte fest: Der Schläger war Täter – aber nicht allein verantwortlich. Die Beweisaufnahme ergab einen mindestens einmaligen Schlag ins Gesicht. Trotzdem bekam das Opfer nur 75 % des vollen Schmerzensgeldes: Denn das eigenmächtige Entfernen der Reservierungsobjekte war keine Notwehr, sondern eine Rechtsverletzung. Statt selbst Justiz zu spielen, hätte er das Hotelpersonal einschalten müssen.
Das Urteil: 3.000 Euro Schmerzensgeld plus rund 4.900 Euro Heilbehandlungskosten – insgesamt also knapp 7.900 Euro für eine unentspannte Auszeit.
Meinung und Schluss
Was lernen wir daraus? Der Deutsche liebt seine Regeln – auch beim Saunieren. Wer ein Handtuch sieht, nimmt Haltung an, nicht die Liege. Und wer meint, das Faustrecht sei ein legitimes Mittel der Liegenvergabe, irrt gewaltig. Dass das Gericht beide Seiten in die Pflicht nimmt, ist konsequent – aber irgendwie auch traurig. Vielleicht hilft künftig ein Aufkleber: Bitte nicht prügeln – das Hotel regelt das.
Leider regelt das Hotel oder die Betreiber der Sauna garnichts.
Mehrfach erlebt das Liegen mit Handtücher reserviert wurden obwohl klar und deutlich darauf hingewiesen wird das dies verboten ist. Geht man dann zum Personal heist es von denen “nein, ich räume da garnichts weg.”
Was nutzen Regeln und Gesetze wenn diese nicht auch durchgesetzt werden. Rein Garnichts.
Ich habe immer wieder das Gefühl das in Deutschland Regeln und Gesetze nichts weiter sind als Kann-Bestimmungen, “Kann man einhalten, mus man aber nicht”. Und sowas erzeugt dann Unmut bei denen die sich daran halten.
also sind Sie auch ein “Ich-steh-morgens-im-Hotel-um-5-Uhr-auf-und-lege-mein-Snoopyhandtuch-auf-die-beste-Liege-am-Pool”-Typ? 😉