Auf ein Wort: Warum hilft man in Essen nicht?

Es ist schon wieder passiert. In Essen wird einem am Boden liegenden Mann nicht geholfen. Ein Rollstuhl steht daneben. Passanten gehen vorbei, obwohl er um Hilfe ruft. Gerade nach dem Vorfall in einer Bank ein weiterer unglaublicher Vorfall.

Ich will jetzt hier nicht sagen, dass sowas nur in Essen vorkommt. Doch es passt gerade, sich darüber aufzuregen, weil es nicht der erste Fall in kürzester Zeit ist, der aus Essen zu vermelden ist.

  1. Der Bankvorfall: In Essen kollabiert in einer Bankfiliale ein 82-jähriger Mann und liegt im Automatenraum. Zum Geldautomaten steigen mehrere Menschen über ihn oder machen einen großen Bogen um ihn. Dann verlassen sie die Bankfiliale wieder – ohne ihm zu helfen. Der Mann stirbt später.
  2. Der neue Vorfall betrifft nun auch wieder Essen. Ein Kollege, den ich auch persönlich kenne, hatte sich gerade von der Fahrertür zum Kofferraum gehangelt und wollte seinen Rollstuhl auf die Straße heben, da rutschte er ab und fiel zu Boden. Mindestens zehn Passanten sind an ihm vorbeigegangen. Einige davon bat er ganz direkt um Hilfe. Doch ohne Erfolg. Ihm wird später durch eine Anwohnerin geholfen.

Warum half dem sterbenden Mann in der Bank keiner? Warum half dem Kollegen nicht der Erste, der mit dem Hilferuf angesprochen wurde? Spiegeln diese Situationen unsere jetzige Gesellschaft wieder?

Leider ja, wie ich finde. Ein simpler Notruf auf der 112 wäre schon ein Teil der ersten Hilfe gewesen. Man sieht, wie abgestumpft unsere Gesellschaft ist und wie wenig sich die Menschen noch füreinander interessieren. Wenn man sich kritisch zur Politik äußert, ist man Populist. Warum ist aber die Hilfeleistung so unpopulär geworden?

Meine Eltern haben mich so erzogen, dass ich ohne “Wenn und Aber” helfe, wenn jemand in einer hilflosen Lage ist. Wo ist das Problem zumindest das verdammte Handy, dass einem sonst den Nerv tötet bzw. das man sowieso immer dabei hat, zu zücken und zumindest anzurufen? Oder? Wer hat heute kein Handy? Selbst wenn man keine Erste-Hilfe hätte leisten können oder auch wollen, hätte doch jeder eine Ansprache der hilfesuchenden Person und den Anruf beim Rettungsdienst bewerkstelligen können. Die Telefonkosten können es auch nicht sein.

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Bei dem Mann in der Bank, denkt vielleicht der eine oder andere, hat man ihn für einen Obdachlosen oder Betrunkenen gehalten. Der Mann lag aber in der Mitte vom Automatenraum. Ich habe viele Obdachlose in Banken gesehen. Sie liegen am Rand bei oder auf Heizungen. Und ich kuck trotzdem hin, ob er schläft – ob er lebt. Liegt er aber “im Wege”, rufe ich den Notruf.

Im Übrigen ist die Nichthilfeleistung strafbar.

§ 323c StGB:

“Wer bei Unglücksfällen oder gemeiner Gefahr oder Not nicht Hilfe leistet, obwohl dies erforderlich und ihm den Umständen nach zuzumuten, insbesondere ohne erhebliche eigene Gefahr und ohne Verletzung anderer wichtiger Pflichten möglich ist, wird mit Freiheitsstrafe bis zu einem Jahr oder mit Geldstrafe bestraft.”

Ob das Strafmaß in Ordnung geht oder nicht, lasse ich mal dahingestellt. Jeder sollte helfen und zwar aus freien Stücken und nicht, weil er sonst eine Bestrafung befürchtet.

Thomas Penneke

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