Es klingt wie ein Drehbuch aus einem düsteren Netflix-Thriller, ist aber bittere Realität: Ein deutsches Ehepaar hat seine drei Kinder über Jahre hinweg in einem Haus in Nordspanien eingesperrt – abgeschottet, verwahrlost, entrechtet.
Sachverhalt
Der Tatort ist Oviedo – eigentlich eine charmante Stadt mit römischer Geschichte und grünen Hügeln. Doch mitten in diesem Idyll offenbarte sich eine Tragödie, wie man sie eher in einem dystopischen Roman vermuten würde: Windeln statt Schulbücher, Gitterbetten statt Spielplätze, Mundschutzpflicht im Wohnzimmer statt frischer Luft auf dem Spielplatz. Die Kinder – ein zehnjähriger Junge und achtjährige Zwillinge – lebten seit Ende 2021 in kompletter Isolation. Nicht einmal der Garten war erlaubt. Freiheit? Fehlanzeige.
Die Polizei spricht vom „Horror-Haus“. Drinnen: Müllberge, Gestank, Verwahrlosung. Draußen: Schweigen. Erst eine misstrauische Nachbarin brachte Licht ins Dunkel – sie hatte sich gewundert, dass kein Kind jemals zur Schule ging. Ein Anruf bei der Polizei, und der Schleier fiel.
Groteske!
Die Szene beim Zugriff: Die Eltern verlangten von den Beamten das Tragen von Masken – eine letzte Groteske, bevor die Realität sie einholte. Als die Kinder das erste Mal Gras berührten, schauten sie es an, als sei es ein Wunder. Vielleicht war es das auch.
Meinung und Schluss
Juristisch ist der Fall eine Lehrstunde in Sachen Kindeswohlgefährdung – und zwar im internationalen Maßstab. Spanien ermittelt, Deutschland schaut (noch) zu. Doch schon jetzt zeichnen sich schwerwiegende Vorwürfe ab: Freiheitsberaubung, Misshandlung, Verletzung elterlicher Pflichten. Dazu die Frage: Wie konnte so etwas über Jahre hinweg unbemerkt bleiben?
Eltern dürfen vieles – aber nicht alles. Wer seine Kinder über Jahre in Isolation hält, verwirkt jedes Recht auf Erziehung. Die Schwelle des § 1666 BGB – staatliches Eingreifen bei elterlichem Versagen – wäre hier nicht überschritten, sie wäre pulverisiert.
Es bleibt zu hoffen, dass die Kinder nicht nur physisch, sondern auch seelisch befreit wurden. Und dass dieses Haus in Oviedo nicht einfach wieder vergessen wird – sondern uns zwingt, genau hinzusehen, auch wenn es unbequem ist. Kindeswohl endet nicht an der Staatsgrenze. Und es beginnt immer mit einem einfachen Satz: „Da stimmt doch was nicht.“
Es gibt da einen Spruch “Der größte Lump im ganzen Land, das ist und bleibt der Denunziant.” Aber manchmal ist es die gottverdammte Pflicht, eben nicht zu schweigen und wegzusehen. Ja, es ist ein schmaler Grad zwischen Richtig und Falsch und daher braucht es dafür auch Mut, diesen Weg zu gehen.
Es schmerzt mich, wenn ich von solchen abgründen lesen muss.