27 Jahre Haft für “GirlsDoPorn”

Ein US-Bundesgericht verurteilt Michael Pratt zu 27 Jahren Haft wegen Sexhandel und Verschwörung. Richterin übertraf das von der Anklage geforderte Strafmaß. Gericht betonte Ausmaß und psychische Folgen für Opfer.

Ein Pornoimperium, aufgebaut mit falschen Versprechen und Zwang – jetzt das Urteil: 27 Jahre hinter Gittern. Der Betreiber von GirlsDoPorn zahlt für sein Menschenhandelsmodell.

Heute aus der Kategorie: Aus anderen Ländern!

Sachverhalt

Michael Pratt war Hauptakteur hinter den Webseiten GirlsDoPorn und GirlsDoToys. Von 2012 bis 2019 lockte er laut Anklage hunderte junger Frauen mit angeblichen Modellaufträgen in Hotelzimmer – mit der Täuschung, die Videos würden privat oder nur auf DVD ausgestrahlt werden. Stattdessen wurden sie online publiziert, teils auf großen Pornoportalen. Wer aussteigen wollte, wurde bedroht.

Pratt war Ende 2022 in Spanien verhaftet worden, nachdem er flüchtig war und auf der FBI Most Wanted-Liste stand. Im Juni 2025 bekannte er sich schuldig zu den Anklagepunkten Sexhandel und Verschwörung. 

Entscheidung / Auswirkungen

Am 8. September 2025 legte ein US-Bundesgericht das Strafmaß fest: 27 Jahre Haft plus weitere zehn Jahre überwachte Freilassung. Das Urteil übertraf damit die Forderung der Staatsanwaltschaft, die mit knapp 22 Jahren rechnete, deutlich.

Berichte aus dem Prozess zeigen Gerichtsapplaus und Tränen – mehr als 40 Opfer schilderten in der Urteilsverhandlung, wie ihr Leben zerstört wurde: Depressionen, posttraumatische Belastungsstörungen, Suizidversuche, Arbeitsplatz- und Beziehungsverluste. Einige haben ihre Namen geändert oder plastische Operationen unterzogen, um nicht erkannt zu werden.

Zudem existiert eine zivilrechtliche Klage von 22 Frauen, die 2020 ein Urteil über 12,775 Millionen US-Dollar erwirkt hatten.

Der Bundesrichter begründete das harte Urteil mit dem Ausmaß, der Dauer und der Systematik des Verbrechens – und beschrieb das Geschäftsmodell als „bewusst perfide“.  Pratt hatte auf Berufung verzichtet – er akzeptierte das Urteil, behält aber das Recht, nur die Strafhöhe anzufechten.

Weitere Akteure wurden zuvor verurteilt: Matthew Wolfe erhielt 14 Jahre Haft, Ruben Andre Garcia 20 Jahre, Kameramann Theodore Gyi vier Jahre.

Das Urteil ist rechtskräftig.

Meinung und Schluss

27 Jahre Haft – das ist kein Filmende, das ist Abspann in Echtzeit.
Das Urteil wirkt hart: Wer Menschen mit falschen Versprechen vor die Kamera lockt, betreibt kein Filmgeschäft, sondern Menschenhandel mit Drehgenehmigung.

Dass die Richterin sogar über die Forderung der Staatsanwaltschaft hinausging, zeigt, dass hier nicht der Voyeurismus bestraft wurde, sondern das System dahinter – kalt, berechnend und auf Klicks gebaut.

Man könnte sagen: Michael Pratt war kein Regisseur, sondern ein Drehbuchautor für zerstörte Biografien. Und sein Werk läuft jetzt – exklusiv und ohne Abo – im US-Strafvollzug.

Ihr Rechtsanwalt Thomas Penneke

6 Gedanken zu „27 Jahre Haft für “GirlsDoPorn”“

  1. Das ist heftig! 🙁 Drehbuchautor für zerstörte Biografien ist sehr zutreffend ausgedrückt. Welche Kälte in Michael Pratt ist, und wie rücksichtslos er die Leben der Frauen zerstört hat, ist erschreckend. Im Grunde kann eine Strafe hier gar nicht hoch genug sein. Und es ist gut, dass er lange aus dem Verkehr gezogen ist.

      1. Ja, in den USA können Strafen heftig ausfallen.. Aber die Frauen wurden nicht nur getäuscht, sondern auch unter Druck gesetzt. Daher halte ich die Strafe schon für angemessen.

  2. Ja, die Frauen wurden getäuscht, mit falschen Versprechen geködert und unter Druck gesetzt. Und doch hat sich jede Einzelne von ihnen überreden lassen, an pornografischen Aufnahmen mitzuwirken. Das ist keine Handlung, die sich leicht erzwingen lässt – es waren erwachsene Frauen, keine Minderjährigen. Frauen, deren Vertrauen und Naivität schamlos ausgenutzt wurden. Aber ehrlich gesagt: Was daran ist neu?

    Die Geschichte der Menschheit ist voll von Täuschung, Verführung, Machtspielen und dem Missbrauch von Vertrauen. Solche Dinge sind so alt wie die Menschheit selbst. Nur heute glauben wir, moralisch über unseren Vorfahren zu stehen – als hätten wir das Recht, die gleichen menschlichen Schwächen plötzlich mit Empörung zu verurteilen, statt sie als Teil unserer Natur zu erkennen.

    Was ist eigentlich so schlimm daran, dass Erwachsene Sex haben – auch vor einer Kamera, wenn sie glauben, daraus einen Vorteil zu ziehen? Jeder Mensch hat das Recht, seinen Weg selbst zu wählen, und auch das Recht, Fehler zu machen.

    Wenn hier ein Verbrechen begangen wurde, dann liegt es im Betrug, in der Täuschung, im Missbrauch von Vertrauen – nicht in der Tatsache, dass pornografische Filme entstanden sind. Der moralische Zeigefinger, mit dem wir heute urteilen, sagt oft mehr über unsere eigene Verklemmtheit aus als über das eigentliche Geschehen.

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